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BeitragVerfasst: Di 14. Sep 2010, 20:26 
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Story von Roskwa:

[OOC]Wer die Texte in diesem Thema liest, sollte auch diejenigen hier lesen. Zusammen mit einigen anderen Texten beschreiben sie die Geschichte und die Hintergründe des Ordens der Seelentrinker. Für Anregungen und Kritik benutzt bitte diesen Thread und lasst derweil den hier so stehen.[/OOC]

Roskwa kauerte am Boden und hielt ihre Schwester in den Armen. Mit Tränen in den Augen betrachtete sie den verbrannten Leib. Die glühenden Fetzen ihres Nachthemds verbanden sich mit den nässenden Wunden, unter denen das nackte Fleisch rot glänzend zum Vorschein kam. Arme und Beine waren völlig verkohlt und die Haut blätterte ab, wenn man sie berührte. So war das Muttermal ausgelöscht, dass die beiden Schwestern miteinander verband. Hjordis sah Roskwa aus ihrem mit Bläschen übersäten Gesicht ein letztes Mal an und versuchte zu lächeln, bevor sie aufhörte zu atmen. Die Überlebende sank weinend auf dem toten Leib zusammen.

Eine dicke Rauchsäule stieg neben den beiden Frauen auf, wo vorher das Haus der Familie gestanden hatte. Die Trümmer der Grundmauern waren stumme Zeugen des Verbrechens. Ein mit schwarzem Ruß bedeckter Balken stürzte herab und Funken stoben, wo er landete. Das einst prächtige Haus etwas außerhalb von Lyk war dem Brandanschlag einiger berobter Männer zum Opfer gefallen. Roskwa hatte ihre Schatten in die Nacht fliehen sehen, als sie sich dem Haus ihrer Eltern auf dem Rückweg eines Studienausflugs genähert hatte. Sie hatte gleich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte und sogleich ihren Schritt beschleunigt. Als sie in Sichtweite gekommen war, stand das Gebäude bereits lichterloh in Flammen und sie konnte die Schreie ihrer Schwester hören. Und obwohl sie Hjordis sofort befreit hatte, war sie nicht mehr in der Lage gewesen ihr zu helfen. Während sie mit ihrer Schwester auf dem Arm aus dem brennenden Haus gerannt war, hatte Hjordis gekeucht: "Sie haben Vaters Kelch!" Roskwa hatte sich nicht weiter darum gekümmert, doch nun hallten die Worte wieder und wieder durch ihren Geist.

Ihr Vater war zu seinen Lebzeiten einer dieser Archäologen gewesen, die nicht viel davon hielten, kaum erforschte Fundstücke in den Archiven der weisen Orden verstauben zu lassen. So hatte er während seiner Laufbahn eine erkleckliche Anzahl an sonderbaren Artefakten, Kleinodien und Schriftstücken angehäuft, deren Großteil er in seinem Haus aufbewahrte. Immer wieder führte er längere Studien an den Objekten durch, unternahm Forschungsreisen und folgte den unmöglichsten Spuren. Roskwa hatte sich seit sie denken konnte für die Forschungen und Abenteuer ihres Vaters interessiert. Sie wusste aus seinen Erzählungen, dass der Kelch, den die Verbrecher nun gestohlen hatten, keinen besonderen Wert besaß. Er war die Kopie eines anderen, wesentlich größeren Kelches, der angeblich vor Jahrhunderten verloren gegangen war. Welchen Zweck der Kelch hatte und wem er gehört hatte, konnte bisher niemand herausfinden.

Während Roskwa über den Kelch nachdachte, begann ihre Schulter zu jucken. Zuerst registrierte sie das Jucken kaum, doch es wurde immer vordringlicher. Roskwa richtete sich auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schob den Ärmel ihrer Robe nach oben, um die juckende Stelle zu begutachten. Ihre Schulter war bereits rot gekratzt, doch ihr Muttermal war noch immer gut zu erkennen. Es hatte eine seltsame Form, wie das Panorama zweier Hügel und eines Tals dazwischen, doch es stand auf der Seite. Hjordis verfügte über genau dasselbe Mal, doch war ihres gespiegelt und befand sich zudem auf der anderen Schulter. Bei den beiden Schwestern wiesen die Bergkuppen sozusagen in die Blickrichtung.

Während Roskwa sich weiter kratzte und ihre Fingernägel allmählich tiefrote Spuren auf ihrer Haut hinterließen, betrachtete sie die Trümmer ihres Hauses. Ihr Blick striff über die Szenerie. Wie zum Hohn ragte die Traufe über die rauchenden Grundmauern hinaus und unter ihr stand die bis zum Rand gefüllte Regenwassertonne. Das Gras und die Steinplatten des Weges waren feucht vom Regen, der sie auf dem Heimweg überrascht hatte, inzwischen aber einer sternklaren und langsam kühler werdenden Nacht gewichen war. Sie sah ihre rußigen Schuhabdrücke auf dem Weg und folgte ihnen bis zu der Stelle, an der sie nun neben dem leblosen Körper ihrer Schwester kniete. Plötzlich fiel ihr Blick auf Hjordis' verkohlte Schulter. Dort konnte sie ein schwaches Leuchten ausmachen, genau an der Stelle, an der zuvor das Muttermal ihrer Schwester geprangt hatte. Das Leuchten war kaum zu erkennen und wurde eher schwächer als stärker. Roskwa führte ihre Finger ganz vorsichtig an die Stelle und berührte sie sanft. In diesem Moment durchzuckte es sie wie ein Blitz: Sie sah einen alten Mann im Geiste vor sich, seine Wangen waren eingefallen und er schimmerte in einer nicht sichtbaren Lichtquelle. Er trug eine alte Rüstung, gezeichnet von Rost und Verfall, doch auf dem Schulterpanzer prangte das Zeichen eines goldenen Kelches, als wäre es erst kurz zuvor dort angebracht worden. Der Mann hatte die Hände wie zum Gebet erhoben und sah Roskwa flehend an. In ihrem Geist hörte sie eine gepeinigte Stimme die Worte sprechen: „Hilf uns! Finde mich!“

Dann verschwand die Vision und Roskwa bemerkte, dass sie geradewegs durch die Tür ihres Elternhauses auf den noch intakten Kamin starrte. Zwischen den rauchenden Trümmern, der Asche und der Glut sah sie ein Stück Pergament auf dem Kaminsims liegen. Wie von einer fremden Macht gesteuert erhob sie sich und bewegte sich langsam schneller werdend auf den Kamin zu. Unter ihr knirschten und knackten die beschädigten Holzbalken und sie musste befürchten jederzeit in den Keller zu stürzen, wenn der Boden nachgab. Als sie den Kamin erreicht hatte, griff sie nach dem Pergament. Es war in einen Eisenrahmen gefasst und zeigte einen Text in einer sehr alten Schrift. Roskwa konnte die Zeichen nicht entziffern, doch über dem Text befand sich das Bild eines Kelches, gerade wie der, den sie in ihrer Vision gesehen hatte. Da ging ihr auf, dass der Kelch ihres Vaters mehr bedeuten musste, als nur ein wertloses Fundstück. Und wenn sie wissen wollte, was es damit auf sich hatte, musste sie die Attentäter finden, die ihr Haus in Brand gesteckt hatten. Sie verstaute das Pergament in ihrem Beutel und ging wieder nach draußen, bevor der Boden ihre Last nicht mehr tragen konnte. Ihr fiel auf, dass das Jucken verschwunden und dem brennenden Schmerz ihrer Kratzwunden gewichen war. Instinktiv schob sie erneut den Ärmel nach oben, um ihr Mal zu betrachten, doch es war nicht mehr zu sehen. Ihre Schulter war blutrot angelaufen und brannte wie Feuer und das Muttermal schien verschwunden zu sein.


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Verfasst: Di 14. Sep 2010, 20:26 


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BeitragVerfasst: Di 14. Sep 2010, 20:35 
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Seit Tagen hatte Roskwa das Kloster nicht mehr verlassen. Sie konnte sich nicht einmal mehr erinnern, wie der Weg ausgesehen hatte, den sie gekommen war. All ihre Gedanken kreisten um ein Bild und ein paar Worte. Der Goldene Kelch hatte sie in den vergangenen Tagen auf Schritt und Tritt begleitet. Die meisten der Dokumente, die sie in den Archiven des Klosters gesichtet hatte, trugen ihn als Siegel, in bildlichen Darstellungen oder in Initialen verwoben, die in vielen alten Büchern Absätze oder Kapitel einleiteten. Bücher über Bücher, Regal an Regal, die vergangenen Tage waren für Roskwa davon bestimmt gewesen, zu schlafen, zu essen und in den Kellergewölben, die das Archiv beherbergten, nach Hinweisen auf den Orden der Seelentrinker zu suchen.

Der Orden der Seelentrinker, das hatte sie in einigen Gesprächen mit Gelehrten des Auges der Weisheit erfahren, war ein alter Ritterorden gewesen, dessen Neugründung nur wenige Mondläufe zurücklag, als ihr Elternhaus ein Raub der Flammen wurde. Der Orden verwendete den Goldenen Kelch als Erkennungszeichen und er schien so eng mit dem Orden verwoben zu sein, dass auch Quellen, die über ihn berichteten, mit diesem Zeichen auf den Orden verwiesen. In vielen Urkunden wurde ein stilisiertes Symbol des Kelches sogar anstelle der Worte "Orden der Seelentrinker" verwendet. Allein, welche Ziele der Orden verfolgt hatte und warum er verschwunden und nun neu gegründet worden war, hatte Roskwa noch nicht herausfinden können.

Stattdessen kannte sie die zum Archiv gehörenden Kellergewölbe des "Klosters der Hüter der einen Wahrheit" inzwischen sogar besser als jede ihrer Westentaschen. Das war ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn die Hüter der einen Wahrheit schienen diese nur zu hüten, nicht etwa in Ordnung zu halten. Roskwa hätte Wochen darauf verwenden können, ein System in das Chaos unter dem Kloster zu bringen, doch sie war auf der Suche nach etwas bestimmtem und konnte sich nicht mit derlei Trivia aufhalten. Mit einiger Mühe und Umsicht hatte sie sich einen Tisch und einen Stuhl freigeräumt, damit sie daran arbeiten konnte. Die Dokumente, die sie dafür hatte verlagern müssen, würden andere nach ihr vermutlich stundenlang verzweifelt suchen, doch das Chaos in dem Archiv hatte ihr keine andere Wahl gelassen. Der Tisch war ein altes Schreibpult mit leicht angeschrägter Arbeitsfläche und bot genug Platz, um neben einem aufgeklappten Buch noch ein paar Notizen auf Papyrus kritzeln zu können. Am oberen Ende des Pults befand sich eine waagerechte Abstellfläche für ein Tintenfässchen und ein paar Kerzen.

Seit ihrer Ankunft im Kloster hatte Roskwa hier sicherlich über fünfzig Kerzen abgebrannt. Auch jetzt wurde die Flamme über den Wachsresten gerade wieder dunkler. Die Forscherin brütete über einem Folianten, der in einer elbischen Sprache verfasst war. Die Schriftzeichen selbst schienen zusammengenommen ein Bild zu ergeben, doch es ließ sich nicht fassen. Stattdessen tanzten die Zeichen im Licht der flackernden Flamme unaufhörlich hin und her und machten es Roskwa schwer, die Weisheit, die sich zweifelsohne in ihnen verbarg, zu begreifen. Sie rieb sich die Augen und gähnte, um danach einen leeren Blick über das Pult hinweg in den Gang zwischen einigen Regalen zu werfen. Am Ende des Ganges verlief eine gemauerte Wand mit einer Fackel in einer stählernen Halterung. Kein Schmuck für den lichtlosen Keller, dachte sie sich und drehte den Kopf zu der Fackel, die rechts hinter ihr in der gleichen Wandhalterung hing. Das Feuer brannte hell und warm und es schien noch genug Pech für ein bis zwei Stunden Arbeit vorhanden zu sein. Roskwa holte eine neue Kerze aus dem Beutel, der rechts über ihre Stuhllehne hing, zündete sie an den Resten der alten Kerze an und befestigte sie anschließend auf dem noch flüssigen Wachs. Ein Blick in den Folianten verriet ihr, dass sie eine Pause brauchte, und sie beschloss ein wenig frische Luft zu schnappen.

Am Ende einiger grob gehauener Stufen befand sich die Kellertür, die direkt in den Hof des Klosters führte. Es war eine mondlose Nacht und in der Luft hing der Geruch von Regen, obwohl kein einziger Tropfen zu sehen und der Boden ganz trocken war. Direkt gegenüber eines Beetes mit allerlei Gemüse und Kräutern stand eine schlichte Holzbank. Roskwa ging ein paar Schritte in den Nutzgarten des Klosters hinein und atmete die nach Kräutern duftende Luft ein. Plötzlich fuhr sie herum. Hatte sie da nicht ein Geräusch gehört? Sie war sich fast sicher ein kurzes Scharren vernommen zu haben, wie ein Schritt auf dem Kies des Weges. Dann entdeckte sie die schwarze Katze, die sich unter der Bank streckte, einrollte und die Augen schloss. "Musst du mich so erschrecken?", flüsterte sie verärgert, fasste sich aufs Herz und versuchte ihren Puls zu beruhigen. Die Nacht war noch jung, trotzdem ging Roskwa lieber wieder hinunter, denn sie hatte noch sehr viel Arbeit vor sich.

Am unteren Ende der Treppe führte der Weg nach links und nach rechts in die Kellergewölbe hinein. Nach links befand sich in knapp hundert Meter Entfernung die Fackel, die ihrem Pult gegenüberlag. Sie war ein perfekter Wegweiser, denn Roskwa hatte hier unten nur zwei Fackeln entzündet: Diese, an der sie sich zu orientieren pflegte, und eine weitere, die sie normalerweise benutzte, um zwischen den Regalen nach Dokumenten zu suchen und ihren Arbeitsplatz zusätzlich zu erhellen. Sie streckte sich noch einmal und ging dann mit lockeren Schritten auf ihre Wegweiserfackel zu. Die Wand zu ihrer Rechten war durch die tragenden Säulen in gleichmäßige Abschnitte unterteilt, während zu ihrer Linken unzählige Regalreihen immer gleich aussehende Korridore bildeten. Sie ging gemächlich und ihr Blink schwankte zwischen Boden und Fackel hin und her. Als sie die Fackel fast erreicht hatte, beschlich sie ein ungutes Gefühl. Aus dem Augenwinkel glaubte sie einen Schatten zwischen den Regalen an der anderen Wand entlanghuschen zu sehen. Sie blieb stehen und spähte in die Dunkelheit zu ihrer Linken, an deren Ende sie bereits den Schein der zweiten Fackel erahnen konnte. Es bewegte sich nichts. Roskwa schüttelte den Kopf, um ihn frei zu bekommen, und flüsterte zu sich: "War bestimmt nur eine Ratte."

Sie hatte sich gerade wieder an das Pult gesetzt, als ihr auffiel, dass das Stück Papyrus, auf das sie ihre Notizen gekritzelt hatte, auf den Boden gefallen war. Sie zog eine Augenbraue nach oben, bückte sich und hob den Zettel auf, um ihn wieder an seinen Platz zu legen. Mit einem verwunderten Seufzen wandte sie sich wieder dem elfischen Folianten zu und bemerkte, dass nicht dieselbe Seite aufgeschlagen war wie vor ihrer Pause. Es durchfuhr sie wie ein Blitz: Jemand ist hier gewesen! Ruckartig stand sie auf und schob dabei mit den Kniekehlen den Stuhl krachend an die Wand. "Ist da jemand?", rief sie in die Dunkelheit. Sie bekam keine Antwort. Stattdessen bemerkte sie einen kühlen Lufthauch, der durch die Regale pfiff und aus Richtung der Treppe zu kommen schien.

Sie griff die Fackel hinter sich und beeilte sich zum Ausgang des Kellergewölbes zu gelangen. Als sie die Stufen nach oben blickte, sah Roskwa, dass die Tür offenstand, und sie war sich sicher sie geschlossen zu haben. Hastig rannte sie die Stufen hinauf und begann dabei mit der freien Hand ein kompliziertes Zeichen zu formen, indem sie einen Finger nach dem anderen in eine bestimmte Position brachte. Als sie die Tür erreicht hatte, warf ihre Fackel gerade genug Licht in den Klosterhof, dass sie eine in schwarze Roben gehüllte Gestalt hinter dem Nutzgarten verschwinden sehen konnte. "Stehen bleiben!", rief sie und rannte der Gestalt hinterher. Um die Ecke des Gartens biegend ließ Roskwa ihre vor Anspannung schmerzende Hand nach vorn schnellen. Sie spürte, wie die Energie mit einem starken Kribbeln aus ihrem Kopf in ihre Hand raste. An ihren Fingerspitzen bildeten sich in Windeseile Wassertropfen, die immer dicker wurden und sich schnell zu einer Kugel zwischen ihren Fingern vereinten. Eine Säule aus bläulich leuchtendem Wasser schoss waagerecht daraus hervor, traf die berobte Gestalt im Lauf und riss sie zu Boden.

Roskwa näherte sich ihrem Opfer. Auf der schwarzen Robe prangte ein Zeichen in einem ausgewaschen wirkenden weinrot. Es war ein Stern aus acht in unterschiedliche Richtungen zeigenden Pfeilen. Sie schüttelte das Wasser von ihrer Hand, griff nach dem Kragen der Robe und riss die Person herum. Das von Pestmalen gezeichnete Gesicht eines hageren Mannes blickte sie erschrocken an. "Ich kenne dich nicht. Was hast du hier verloren?", zischte ihn die Forscherin an. Er antwortete nicht und rang nach Atem. Roskwa rammte die Fackel in den weichen Boden, griff den Kragen mit beiden Händen und schüttelte den Eindringling so heftig, dass er ein paar Mal mit dem Hinterkopf auf dem Gras aufschlug. Dann fragte sie ihn erneut: "Was hast du hier verloren? Antworte!" Das entstellte Gesicht verzerrte sich zu einem Grinsen und der Mann öffnete den Mund zum Sprechen. Seine Stimme war noch hässlicher als seine Pestmale und es fiel Roskwa schwer, die Worte unter dem starken Akzent, den er sprach, zu verstehen. "Die Wut stark in dir.", blubberte es aus ihm hervor, "Wie die Magie. Du bist das Signum." Er entließ ein kehliges Lachen in die Nacht.

Nichts machte Roskwa so wütend, wie wenn sie etwas nicht verstand und das hier klang nach zusammenhangslosem Gestammel und sie verstand es nicht. Sie wollte ihm eine Backpfeife verpassen, hielt sich dann aber angesichts der hässlichen Male in seinem Gesicht zurück und schlug ihm lieber kräftig auf die Brust. "Was faselst du da? Was für ein Signum? Sprich meine Sprache und sag mir, was ich wissen will! Dann lasse ich dich laufen." Die aufgeplatzten, blutigen Lippen des Eindringlings verzogen sich wieder und aus seinen Augen blitzte Hass als er sprach: "Bist das Signum! Darfst die Ritter nicht erreichen! Wir töten dich! Deine Schwester wir schon haben. Jetzt du. Wirst sterben bald! Wart's nur ab." Der berobte Mann zerbiss etwas und eine violette Flüssigkeit spritzte dabei aus seinem Mund. Mit einem verzerrten Grinsen auf den Lippen hauchte er sein Leben aus.

Roskwa blickte sich ratlos um. Die Worte waren ihr ein Rätsel und sie hielt es für das beste sie aufzuschreiben, bevor sie sie wieder vergaß. Eilig nahm sie die Fackel und hastete zurück in die Kellergewölbe. An ihrem Pult angekommen, hing sie die Fackel in die Halterung an der Wand, tauchte die Feder in das Tintenfässchen und schrieb auf, woran sie sich erinnerte. Es fiel ihr nicht schwer, die Worte waren einprägsam und den grässlichen Klang der Stimmte würde sie sicherlich nicht so schnell wieder vergessen. Sie malte auch das Zeichen von der Robe auf das Papyrus. Dann ging sie wieder nach oben, um die Leiche wegzuschaffen. Als sie aber um den Nutzgarten herumgelaufen war, stellte sie fest, dass der Mann verschwunden war. Nur noch das niedergedrückte Gras zeugte von dem, was hier gerade passiert war. Roskwa suchte nach Fußspuren, doch da war nichts. Er hatte sich buchstäblich in Luft aufgelöst.

_________________
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Intoleranz wird hier nicht toleriert!


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BeitragVerfasst: Di 14. Sep 2010, 20:35 
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Die Sonne stand tief über dem Horizont und verbreitete ein glutrotes Licht über den wolkenlosen Himmel. Es würde eine kalte Nacht werden, doch Roskwa wusste sich zu helfen. Sie stand auf der Kuppe eines baumlosen Hügels und überblickte die Gegend im schwindenden Tageslicht. In einiger Entfernung in östlicher Richtung konnte sie eine schmale Rauchsäule ausmachen, die auf ein Waldstück wies, wie die Feder des Ayvenas. Das Lager der Gnolle lag noch zwei Tagesmärsche weiter gen Osten, das musste etwas anderes sein. Vielleicht ein Vorposten oder das Lager einer Handelskarawane. Was auch immer es war, es lag auf ihrem Weg und sie war neugierig. Die Forscherin beschloss der Sache auf den Grund zu gehen. Sollte es ein Lager der Gnolle sein, müsste sie ohnehin einen größeren Bogen schlagen und bis zum Einbruch der Dunkelheit war noch genug Zeit. Auf ihren Stab gestützt ging sie einen steinigen Weg den Hügel hinunter.

Ein Waldkauz huschte lautlos durch die Luft und verschwand zwischen den Bäumen, als sich Roskwa dem Wald näherte, aus dem die Rauchsäule aufstieg. Die Laubbäume wuchsen in einer Niederung zwischen einigen Hügeln. Sie gehörten zu einer Hügelkette, die sich von hier aus in Richtung Nordosten erstreckte und am Horizont in das Drachenzahngebirge überging. Die Erhöhung, auf der die Magierin stand, ließ sie nicht über die Baumwipfel hinwegsehen, doch sie konnte erahnen, dass der Rauch ziemlich genau in der Mitte des Waldstückes aufstieg. schnell und einigermaßen lautlos überquerte sie ein kurzes Stück Wiese und betrat den Wald.

Es war still, nur das Rascheln des Windes in den Blättern war zu hören. Von hier aus konnte sie zwischen den Bäumen bereits den Schein des Feuer erkennen. Sie sah sich um, um ihre nächsten Schritte planen zu können. Dabei entdeckte sie direkt vor ihren Füßen einige Morcheln – die perfekte Abwechslung vom immer gleichen Brot ihrer Wegzehrung. Vorsichtig ging sie in die Knie, um ein paar der Pilze einzusammeln und in ihren Beutel zu verfrachten. "Du atmest so laut, ich hätte dir mit verbundenen Augen ein Wurfmesser in die Kehle werfen können." Roskwa erschrak so heftig, dass sie im Herumfahren das Gleichgewicht verlor und mit dem Hintern auf den restlichen Pilzen landete. Instinktiv hatten ihre Finger das Symbol für Wind geformt und sich beim Abfangen in dieser Form in den Boden gebohrt.

Sie hatte keine Zeit auf den Schmerz zu achten, denn vor ihr stand jemand und deutete mit der Spitze eines Dolches auf ihr Gesicht. Einige Sekunden lang musterten die beiden sich gegenseitig. Die zierliche Frau mit den blauen Haaren trug einen zerkratzten Lederwams und eine dazu passende Lederhose. Sie musste sich barfüßig an die Forscherin herangeschlichen haben, denn die nackten Zehen ihres nach vorn gesetzten rechten Fußes wippten auf dem Waldboden auf und ab. Ein zweiter Dolch steckte in einer Scheide an ihrem Gürtel, die Fremde hatte die Hand an seinem Griff. "Du bist kein Gnoll.", stellte sie fest. Roskwa fing sich allmählich wieder, hob eine Augenbraue und erwiderte: "Was Ihr nicht sagt. Wollt Ihr da stehen und uns weiter dieses Ding unter die Nase halten, während Ihr feststellt, was wir nicht sind?" Die Forscherin verfiel automatisch in den hochnäsigen Ton der Akademien. Während die Fremde sprach, wippte der Dolch vor Roskwas Gesicht auf und ab: "Zumindest bist du genauso freundlich wie ein Gnoll. Sag mir sofort wer du bist und was du hier tust. Und ändere deinen Tonfall, ich bin hier diejenige mit der Waffe!" Roskwa räusperte sich betont pikiert. Das verschaffte ihr die Zeit, kurz über die Situation nachzudenken und sich darauf einzustellen. Dann antwortete sie mit weiterhin bestimmter Stimme: "Ich bin eine unabhängige Forscherin und gehe in dieser Gegend einigen Hinweisen nach. Es war sicher nicht meine Absicht, Euch durch meine Anwesenheit zu beunruhigen, doch ich kenne diese Berge und weiß um die Bedrohungen, die von ihnen ausgehen. Es schadet nie, Unbekanntem vorsichtig zu begegnen, daher schlich ich mich an Euer Lager an. Wenn Ihr mir jetzt diesen Dolch aus dem Gesicht nehmen könntet, wäre ich Euch sehr verbunden." "Du hast mir noch nicht deinen Namen gesagt." "Roskwa. Seid Ihr jetzt zufrieden?" Die Fremde ließ einige Augenblicke verstreichen, während sie nachzudenken schien. Schließlich senkte sie ihren Dolch und reichte Roskwa die Hand, um ihr aufzuhelfen.

Auf einem improvisierten Gestell, stand der kleine Topf über dem Feuer. Darin köchelten die Morcheln und gaben ein anhaltendes leises Blubbern von sich. Roskwa ließ ein paar Kräuter in den Topf fallen und rührte mit einem Holzlöffel um. Sie hatte die Ärmel ihrer Robe zurückgeschlagen, um sie vor dem Feuer zu schützen. Ihre Gastgeberin sah ihr gleichmütig zu und zupfte mit den Fingern gedankenverloren an dem Gras, in dem sie auf ihrem abgelegten blauen Umhang saß. "Also Roskwa, was sind das für Hinweise?" Roskwa wendete ihren Blick nicht vom Topf ab und rührte weiter darin herum, während sie antwortete: "Hinweise? Wovon sprecht ihr?" "Du hast vorhin gesagt, du würdest hier einigen Hinweisen nachgehen. Was sind das für Hinweise und worauf?" In der Zwischenzeit hatte die Magierin eine Kostprobe der Pilzsuppe geräuschvoll durch die Lippen in ihren Mund gesogen und ließ die heiße Flüssigkeit im Mund von einer Seite zu anderen plätschern. Sie nickte Anerkennung zu sich selbst, nahm den Topf vom Feuer und setzte sich damit zu der Frau ins Gras. Während sie antwortete kramte sie einen zweiten Löffel aus ihrem Beutel. "Ich wüsste nicht, was das mit Euch zu tun hätte. Ihr habt mir ja noch nicht einmal Euren Namen genannt. Außerdem bezweifle ich, dass Ihr verstehen würdet, worum es bei dieser Angelegenheit tatsächlich geht." Wie der Pfeil vom Bogen eines Waldläufers schoss ihr die entrüstete Antwort entgegen: "Ich heiße Chouette und du hast Recht, du kennst mich kein Stück. Wie willst du also beurteilen können, ob ich verstehe, was du sagst, bevor du es gesagt hast?" Touché, dachte Roskwa, die kleine Schurkin war zumindest schlagfertig und das Argument war überzeugend.

"Nun, eigentlich weiß ich gar nicht so genau, wonach ich eigentlich suche.", begann Roskwa zu erklären, "Ich nehme an, dass es sich um einen Geheimbund handelt. Genaugenommen sind es sogar zwei Organisationen. Die eine ist ein Ritterorden. Sie bezeichnen sich als Orden der Seelentrinker. Es hat diesen Orden bereits vor langer Zeit gegeben, doch wurde er vor mehr als einem Zeitalter aufgelöst. Vor einigen Monaten, so scheint es, wurde der Orden neu gegründet. Mein Vater besaß ein Artefakt, dass offensichtlich mit dem Orden in Verbindung steht. Bei einem Überfall auf unser Elternhaus wurde dieses Artefakt gestohlen und das Haus niedergebrannt. Das ist alles, was ich habe retten können." Sie nahm das Pergament aus dem Beutel und zeigte es Chouette. Der blaue Haarschopf wippte beim Nicken: "Und dieser andere Orden?" In Roskwas Schulter begann ein dumpfer Schmerz zu pochen, doch um nicht zuviel von sich preisgeben zu müssen, versuchte sie den Schmerz zu ignorieren. "Nun, ich weiß leider nicht viel darüber. Ich habe selbst erst vor einer Woche von seiner Existenz erfahren. Das heißt, ich nehme an, dass es eine Organisation ist, denn nicht einmal das weiß ich mit Bestimmtheit.", sie kramte das eine Mappe aus dem Beutel und entnahm ihr ein Stück Papyrus, "Ich vermute, dass dieses Symbol", Roskwa deutete auf den achtzackigen Stern aus Pfeilen, den sie auf das Papyrus gemalt hatte, und bemühte sich dabei die Worte zu verdecken, die der Eindringling im Kloster zu ihre gesprochen hatte, "mit dieser Organisation in Zusammenhang steht. Sie benutzen es scheinbar als Erkennungszeichen auf ihrer Kleidung." "Und wer sind sie?" "Wer auch immer sie sind, sie scheinen den Orden der Seelentrinker zu ihren Feinden erklärt zu haben. Und sie haben sich noch jemanden zum Feind gemacht, mich!"

Während sie gemeinsam die Suppe gegessen hatten, die Roskwa zubereitet hatte, hatte Schweigen geherrscht. Eine seltsame Mischung aus dem Prasseln des Feuers, dem Rauschen des Windes und dem Schlürfen der beiden Frauen war nur ab und an durch den Ruf des Kauzes unterbrochen worden, der wahrscheinlich in den Wipfeln nahe der Lichtung, auf der sie sich befanden, sein Nest hatte. Chouette stand auf und schürte das Feuer, während sie mehr oder weniger beiläufig sagte: "Ich kenne diesen Kelch, den du mir vorhin gezeigt hast." Roskwa wurde hellhörig, während Chouette fortfuhr: "Ich habe gehört, in der Nähe von Varanas gibt es eine Burg, deren Banner durch den Kelch geschmückt wird. Dort suchen sie tatkräftige Unterstützung von meinem Schlag. Deshalb ziehe ich dorthin." Die Forscherin rieb sich die schmerzende Schulter, "Als ich meine Schwester in den Flammen unseres Hauses verlor, hatte ich die Vision eines Mannes, der mich bat, ihm zu helfen. Er trug die Insignien des Ordens der Seelentrinker. Ich wollte den Orden nicht aufsuchen, ohne das Artefakt zurückerlangt zu haben, doch ich denke, die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass ich es allein nicht wiederbeschaffen kann. Wenn du mich lässt, möchte ich dich gern begleiten, um die Ritter zu treffen und mehr über sie zu erfahren." Chouette lächelte verschmitzt bevor sie sich vom Feuer ab- und Roskwa wieder zuwandte: "Glaub ja nicht, dass ich nicht allein zurecht käme! Du kannst mich gern begleiten, aber nur, weil eine Reise zu zweit weniger langweilig ist."


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